2018 – beinahe 50 Jahre nach Kiel (1969)!
1969 wurde die Länderkunde für die Geographie abgeschafft, und kaum einer hat sich dagegen gewehrt. Der Sturm, den die Studentenschaft zwei Jahre vorher (am 9. November 1967) mit dem Transparent „Unter den Talaren – der Muff von 1000 Jahren“ entfacht hatte, wirbelte Althergebrachtes und Zugedecktes durcheinander – und die Geographie blieb davon nicht verschont. Aber der Deutsche Geographentag 1969 war der Geographentag der wissenschaftlichen Geographie und stellte ihre Saturiertheit infrage. Erst allmählich, aber dann umso heftiger und von allen Seiten schwappte die Unruhe aus der Universität auch auf die Schulen über, auch auf die Inhalte und Methoden des Erdkundeunterrichts.
Heute wird Regionalforschung von vielen Fachvertretern anderer Fächer betrieben, und das mit gutem Recht. Kenntnisse über die Länder und Regionen dieser Welt sind gerade in Zeiten, in denen die Welt zusammenrückt und „Globalisierung“ in aller Munde ist, eine eigene, wichtige Berechtigung im Wissenskanon der Menschen. Dazu gehört auch, warum Staaten sich zunehmend aus der Globalisierung ausklinken und sich auf neues, auch wieder „stolzes“ Nationalbewusstssein besinnen. Natürlich können und sollen in der Schule keineswegs alle Staaten der Welt nacheinander abgehandelt werden, schon garnicht nach dem sich immer wiederholenden Hettner’schen Schema – das Hettner aber so, wie es missverstanden wurde, auch nie gemeint hat. Es wäre sicherlich auch hilfreich für das Verständnis der Probleme dieser Welt, wenn sich auch die Geographie selbst wieder – trotz schlechter Erfahrungen zu NS-Zeiten – geopolitischen Strömungen öffnen würde. Was wissen wir über „die Macht der Geographie“ (Marshall) – was soll(t)en unsere Schüler/innen darüber wissen? Werden in dem fürchterlichen Krieg im Nahen Osten die Werte der einen oder anderen Seite siegen – oder werden die geopolitischen Interessen der Konfliktparteien letztlich über Sieg oder Niederlage entscheiden?