Lehrpläne

Lehrpläne/Bildungspläne/Curricula
Die Lehrpläne (oder Bildungspläne oder Curricula) der einzelnen Schulfächer haben inzwischen für die Lektüre durch Lehrkräfte geradezu abschreckende Umfänge erreicht. Wer soll das alles beachten und in wenigen Unterrichtsstunden unterrichten? Trauen die Bildungspolitiker besonders den Gymnasiallehrern – also vollakademisch ausgebildeten Geographielehrern/innen – nicht mehr zu, ihr Fach angemessen zu unterrichten und die Lehrinhalte unter Berücksichtigung des Fachganzen in den jeweiligen Klassenstufen auszuwählen? Keine Frage, dass etwa zwei Jahre vor der (eigentlich obsoleten)  Abiturprüfung die Inhalte an die zu erwartenden Anforderungen angeglichen werden müssen. Der Fachlehrer und seine Fachkollegin wissen aber von Anfang an, was schließlich beim Schulabschluss im Fach Geographie verlangt werden wird. Warum überlässt man dann den Unterricht in den unteren Klassen nicht der Verantwortung der Lehrenden? Erinnern wir uns – frühere Lehrpläne hatten übersichtlichen Umfang und übersichtliche Inhalte wie methodische Vorgaben – hier beispielsweise der Lehrplan Erdkunde Baden-Württemberg 1957 – er kam mit vier Seiten aus:

         

Gerhard Hard hat in seiner „Inhaltsanalyse geographidiedidaktischer Texte“ aus dem Jahr 1978 die Lehrpläne von Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien untersucht. Er hat die dort vorgefundenen Inhalte, Methoden, Ideen, Qualifikationen etc. des Erdkunde-/Geographieunterrichts in einer umfangreichen „Schlüsselliste“ zusammengetragen. Das Ergebnis ist verwirrend. Es scheint, dass es  nichts für den Unterricht Bedeutsames  gibt, was in der Geographiedidaktik nicht schon mal vorgeschlagen, aber meistens nicht weiter aufgegriffen oder nach heftiger Diskussion verworfen wurde. Das Bild vom Augias-Stall, in dem aufgeräumt werden müsste (wo ist der Herkules, der dies leisten könnte?) bietet sich an. Der schlichte, aber durchdachte „Grundlehrplan Geographie“ – immerhin, aber auch nur ein „Vorschlag“ des VDSG – aus dem Jahre 1998 (2. Auflage 2004) blieb in der Kultus- und Bildungsbürokratie weitgehend unberücksichtigt, auch, weil dem Geographieunterricht die erforderlichen Unterrichtsstunden nicht zugestanden wurden. Aber auch die Geographiedidaktik hat sich nicht weiter mit ihm beschäftigt. Bei aller Wertschätzung von Vielfalt: Warum können/konnten sich Schulgeographen/innen nicht auf ein gemeinsames Konzept für ihren Unterricht und darauf einigen, was Geographieunterricht als ihm Eigenes im Kanon der Schulfächer unter Berücksichtigung der gegebenen Rahmenbedingungen zu leisten vermag?

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