Kaum eine Zeitung oder Zeitschrift lässt sich die Themen „Hitze“ und „Klimawandel“ in diesen Tagen entgehen. Eine Auswahl:
Der Sommer, der nie endet (DER SPIEGEL)
Abschied vom Wald. Der Klimawandel wird zum weltweiten Brandstifter. (der Freitag)
Fluchtursache Klima (Handelsblatt)
Land in Not. Die Dürre ruiniert die Ernte. Werden noch alle satt? (Frankfurter Allgemeine Woche)
Ebbe an der Elbe. Für Fische und Schiffe wird es eng in deutschen Gewässern. (Frankfurter Rundschau)
Zukunft im Schwitzkasten. Der heiße Somme führt uns die Folgen des Klimawandels vor Augen. (DIE ZEIT)
Ich finde aber keine Tages- oder Wochenzeitung, in der darauf hingewiesen wird, dass Klima, Witterung und Wetter originäre Themen des Geographieunterrichts an den Schulen sind, die sich zusammen mit Physik, Geschichte, Ethik und Politik auch bestens zum projektorientierten und fächerübergreifenden Unterricht eignen. Die Erde als Ökosystem ist Inhalt des Geographieunterrichts. Klimawandel und seine Folgen ist Inhalt des Geographieunterrichts. Wenn diese Inhalte (wie wichtige andere der UN-Weltziele) nur rudimentär in den Schulen behandelt werden, dann liegt es nicht am Geographie-Fachlehrer, sondern an der miserabel-geizigen Stundenausstattung des Faches Geographie, das heute immer noch als eher nebensächliches Erdkäse-Fach behandelt wird – obwohl hier das Fach ist, das den Schülern die brennenden Zukunftsfragen der Menschheit auf diesem Planeten deutlich machen soll, kann und muss, auch wenn das nicht allen Schülern gefällt. Denn letztlich lernen sie, dass sie ihr Verhalten ändern müssen, und das ist ein schwieriges Unterfangen, an dessen Umsetzung die Anfangsfrage steht: „Warum ich? Die anderen machen’s doch auch nicht.“
Unverständlich bleibt auch, warum die Fachverbände der Geographie nicht vernehrmbar in der Öffentlichkeit auf diesen eigentlich unverständlichen Mangel an geographischem Unterricht hinweisen. „Geographische Bldung tut Not“, heißt es – aber keiner der für die Geographie Verantwortlichen hat den Mut, in den Periodika (siehe oben) das Thema „Mehr Geographie in die Schulen!“ vernehmbar aufzugreifen.
Dann müssen wir uns nicht wundern, dass die breite Bevölkerung von Klima, Witterung und Wetter nichts versteht, aber auch, dass Themen wie Migration, Armut, Verkehr, Städteentwicklung, Landwirtschaft, Flugtourismus…. keine Themen sind, die Menschen zum Nachdenken bringen.
Warum fühlt sich die deutsche Geographie in ihrem wissenschaftlichen Elfenbeinturm so wohl und merkt nicht, dass ihre wichtigen Themen von anderen Fachbereichen dankbar übernommen werden?
Eberhard Schallhorn