Leserbrief zu Leitartikel „Die Dreckschleuder“ in DER SPIEGEL 14/2017, S. 8.
Die Aufkündigung des unter internationalen Wehen schließlich zustande gekommenen Klimaabkommens durch den US-Präsidenten ist Wasser auf die Mühlen all derer, die immer noch nicht den unbezweifelbaren Daten glauben. Die öffentliche Reaktion ist vergleichsweise milde. Wie kann das sein? Die Menschheit wird sicherlich nicht am Klimawandel zugrunde gehen. Aber die Menschheit muss mit den Folgen umgehen, die sich abzeichnen, denn Trockenheit, Wolkenbrüche, Missernten oder Meeresspiegelanstieg werden Wanderungsbewegungen als Flucht vor dem neuen, ungewohnten Klima zur Folge haben – auf die aber der Teil der Erdbevölkerung in den Zielländern, der sich (noch?) in selbstzufriedener Sicherheit glaubt, kaum vorbereitet ist. Versagt (wieder einmal) die Schulbildung? Ersparen wir unseren Schülerinnen und Schülern genaue Kenntnisse des komplexen Themas „Klima“ (vor allem Fächer Physik und Geographie) und die kritische Auseinandersetzung mit den Leugnern des Klimawandels sowie mit seinen sozialen Folgen (Fach Geographie) zugunsten der „Kompetenzorientierung“? Der Stellenwert des Faches Geographie in deutschen Schulen sinkt beständig. Dabei ist es der Ort im Schulalltag, wo naturwissenschaftliche Erkenntnis auf sozialwissenschaftliche Wirklichkeit trifft, und zwar so unmittelbar wie in keinem anderen Schulfach. Ihren Zusammenhang müssten alle Schülerinnen und Schüler einsehen und verstehen lernen und dazu befähigt werden, ihr Leben nach der Schule entsprechend zu orientieren.
Eberhard Schallhorn, Bretten